Feldbussysteme
am Beispiel Profibus
Eine Feldbusverbindung wie beim beim Profibus ist eine Doppelader
mit Schirmung auf symmetrischer RS485-Basis mit Linientopologie.
Für die Kabelverbindung sind unterschiedliche Produkte verfügbar:
Mit Doppelschirm, mit Ferro- bzw. ferrimagnetischem
Zusatzschirm, Multifunktionskabel
incl. Versorgungs- und Signalspannungen.
Mit
der höheren Bitrate steigt die Anforderung an die Qualität
der Kabelverbindungen. Auch angeschlossenen Module
dürfen die digitalen Informationen nicht
unangemessen verändern bzw. bei der Druchführung dämpfen.
Bei
dieser Busverbindung
müssen die Gesetze und Kenntnisse der HF-Technik zur Anwendung
kommen.
Beispiele:
-
Warum werden diese Drosseln 110 nH lt. Norm? in die Zuleitung gesetzt?
- Warum führen Klappferrite manchmal auch zu Problemen?
- Warum können von einem Fabrikat nur 10
Steckverbinder in einem Segment verwendet werden und bei einem anderen
Fabrikat mehr als 30?
- Welche Probleme haben M12-Verbindungen?
- Was ist bei der Entwicklung von Profibuskomponenten zu beachten?
- Wie wird ein Profibusmodul vermessen und bewertet?
- Wie kommen diese Peaks auf dem Datensignal zustande?
- Bei welchem Pegel ist der Datenverkehr gefährdet?
- Wie wirken sich Unsymmetrien aus?
- Wo liegt die Schachstelle im Datentelegramm?
- .....
- basteln muß nicht sein.
Solche und viel andere Fragen werden bei uns im Labor beantwortet.
Welche idealen Eigenschaften hat ein Profibusnetzwerk?
nur den Frequenzabhängigen, konstanten Wellenwiderstand Z?
Schon wär's ?
Vielmehr gibt es eine Reihe von nichtidealen Eigenschaften:
- der ohmsche Widerstand (DC).
- der frequenz- und stromabhängige Skineffekt
- der frequenz- und stromabhängige Proximityeffekt
- der nichtkonstante ohmschen Widerstand
durch Kontaktierung der Steckverbinder,Anschlüsse und Module,
Durchführungswiderstände,
- Übergangswiderstände durch Korrosion, Oxidation, Alterung und Verschmutzung.
Der durch die Leitungsinduktivität L und
die Leiterkapazität C festgelegte Wellenwiderstand Z
ändern sich durch:
ein Netz von nichtkonstanten Kapazitäten gegeneinander
- Ader gegen Ader
- Ader gegen Schirm
- Kapazitäten gegen die Umgebung z.B. benachbarte Leitungen/Geräte/Potenziale
- Kapazitäten durch aufbaubedingte, unterschiedliche Drahtisolationen εr
- Kapazitäten der Steckverbinder - Befestigungen, Einpressungen, Abisolierungen, Material, Bauform
- Kapazitäten durch die Verlegungsart (Schleifen/Knicke)
- Kapazitäten je nach Art und Anzahl der angeschalteten Module
auch die wirksame Leitungsinduktivität L ist keine Konstante:
- Die Induktivität verändert sich je nach Kabeltyp
- Die Induktivität verändert sich durch äußere EMV- Maßnahmen wie Klappferritkerne
- Die Induktivität andert sich durch die Wirkung des Proximity- und Skineffekts
- Die Induktivität verändert sich
durch externe Magnetfelder und Ferromagnetika wie Kabelschächte,
Kabelführungen und Schaltschränke
- Die Induktivität verändert sich durch die Verlegungsart (Schleifen/Knicke)
- Die Induktivität verändert sich durch mechanische Spannung, Druck, Dehnung..
Welche idealen Eigenschaften haben die angeschlossenen Buskomonenten?
Als Empfänger Eingangswiderstand RE „gegen unendlich“ und einen Sendewiderstand RS „gegen Null“?
Schön wär`s!
Vielmehr gibt es wieder eine Reihe von nichtidealen Eigenschaften:
- Einfluss der Versorgungsspannung
- Typ und Zustand der Treiberbausteine, Restströme,
- Temperaturabhängigkeit der Schaltparameter
- alle aufbaubedingten und typbedingten Kapazitäten/Induktivitäten
- kapazitive Verkopplungen zwischen den Platinen und dem Gehäuse
- Burst-Empfindlichkeit - empfindlich bei externen Schaltvorgängen
- Zustand der Steckverbindungen
Das gesamte Netzwerk der Aufbauten stellt einen Vierpol dar, dessen
Parameter die Übertragungsqualität bestimmen. Da diese
Parameter aber – wie geschildert – Abhängigkeiten
besitzen, müssen sie in die Systemplanung und die Überwachung
der Funktionssicherheit einbezogen werden. Selbst eine noch so
ausführliche Beschreibung der Ablaufprotokolle ersetzt eine
systematische Prüfung der physikalischen Systemeigenschaften nicht.
Im übertragungstechnischen Sinne stellt eine PROFIBUS- Verbindung
im Betrieb ein HF-Breitbandübertragungssystem mit einer Bandbreite
von Ba ≈ 0.34/ta dar, wobei ta die
Flankenanstiegszeit ist. Beim üblichen 12MHz-Profibus ist die
Anstiegszeit mit ca. 5ns anzusetzen, was einer Bandbreite von B ≈
56 MHz entspricht. Moderne Treiberbausteine liefern u. U. noch steilere
Flanken. Die resultierende Bandbreite wird dann nur noch durch das
Kabel und die parasitären Blindelemente bestimmt, ist also
durchaus nicht konstant.
Diese HF-Eigenschaften werden bei der Planung und Installation von PFOFIBUS-Systemen oft übersehen.
Ein Testgerät für Profibussignale sollte für die
Abtastung also keinen Abtastimpuls verwenden, dessen Dauer 5ns
übersteigt, sonst gehen wesentliche Übertragungsdetails, die
für die Beurteilung der Übertragungsqualität wichtig
sein können, verloren. Die Abtastrate selbst ergibt sich nach dem
Nyquist-Abtast-Theorem aus der höchsten zu übertragenden
Frequenz, also z.B, wenn die 5.OW von 12MHz=60MHz noch abgetastet
werden soll, zu fabt >2x60, also > 120MHz, je nach Art und Grad
des verwendeten Anti-Aliasing-Filters.
Der Anschluss von Prüf- und Testgeräten an den Bus birgt
etliche Gefahren einer unbemerkten Fehlmessung. Werden Tastköpfe
verwendet, müssen diese mindestens die Systembandbreite (60MHz)
verarbeiten können. Sie dürfen den Bus auf keinen Fall (z.B.
kapazitiv!) belasten, da sonst zusätzliche Reflexionen und damit
Signalverfälschungen auftreten. Ein weiteres Kapitel stellen
insbesonders die Masseverbindungen von Tastköpfen dar. Ein
besonders auffälliges Beispiel fügt in die Messanordnung mit
30cm Länge eine Zusatzinduktivität von ca. 300nH ein, was
eine damit ausgeführte Messung bestenfalls zu einer Schätzung
degradiert.
Es empfiehlt sich hier auf jeden Fall eine quasisymmetrische Messung
„A-B“(2 Eingänge) mit 2 Tastköpfen, wobei der
zweite Signaleingang invertiert wird, so dass eine Addition
„A+B“ stattfindet. Die Messung wird dann weitgehend
unkritisch wenn beide Messgeräteeingänge erdfrei sind.
USB-basierende Oszilloskop-Zusätze besitzen meist keine
symmetrischen Eingänge und belasten daher den Bus unsymmetrisch.
Die Verkopplungen zwischen dem Oszilloskop, dem Rechner und den
jeweiligen Stromversorgungen stören die Systemsymmetrie. Das
angezeigte Messsignal kann angezweifelt werden.
Ein direkter Anschluss eines Messgerätes ohne Tastkopf an den Bus
funktioniert nur dann störungsfrei, wenn eine
wellenwiderstandsrichtige Anpassung stattfindet. Bei den meistens
verwendeten D-SUB-Adaptern ist das nicht korrekt erfüllt. Ein- und
Ausgang des Adapters müssen auf Z abgeglichen sein. Der
Messanschluss sollte möglichst nicht mehr als 10pF
zusätzliche Kapazität nebst einigen 100k-Ohm Lastwiderstand
einbringen.
Achtung: 1:1-Tastköpfe besitzen nur noch
die direkte Eingangskapazität des Oszilloskops 50..120pF parallel
zu etwa 1MOhm. Damit reduziert sich die Messbandbreite
erheblich.
Beispiele aus der Messpraxis:
Theoretischer
Spannungsverlauf mit Berücksichtigung der frequenzabhängigen
Kabeldämpfung. Symmetrisches Messverfahren.
Wir rechnen in diesem Beispiel allerdings mit konstanter
Gruppenlaufzeit über den gesamten Frequenzbereich K1 bis Kx. In
Wirklichkeit kommt es mit zunehmender Frequenz zu einer Gruppenlaufzeitverzerrung
(die oberen Frequenzen werden zur Grundwelle verzogen).
Dämpfungsverlauf des Profibuskabels bei einer Länge von 75 m (ohne Busmodule)
Die Schwerpunktsfrequenz K1 erfährt eine Dämfung von 2,5 dB ca. 25%
die dritte Oberwelle K3 ist bereits schon bei einer Dämpfung von 5 dB
Der daraus resultierende Signalpegel wird um 30-40% gedämpft nur durch die Kabelverbindung.
Die angeschlossenen Module führen zu einer zusätzlichen Dämpfung.
Dadurch kann nur eine bestimmte Anzahl Busteilnemer in ein Segment
eingebunden werden. In diesem Bild sind 40 Busteilnehmer
gleichmäßig verteilt. Der Spannungsabfall des Signalpegels
je Busmodul ist daraus ersichtlich.
Das ist ein schlechtes Beispiel aus der Praxis mit anderer Busteilnehmerkonfiguration
- kommt auch vor!
Fazit:
- Das Buskabel dämpft den Signalpegel
- Die Busteilnemer dämpfen den Signalpegel
- Die Stecker bzw. Kabeldurchführungen dämpfen den Signalpegel
- Weitere Ursachen sind weiter oben angesprochen
06.09.2009
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Typische
Aufbau eines Feldbussystems
in unserem Labor
mit
Bussimulation und Testaufbau
So etwas ist natürlich im HF-Bereich
nicht zu gebrauchen
so geht's!
und mit potenzialfreien Eingängen
Bereits bei einer einfachen M12 Steckverbindung sind schon Reflexionen zu erwarten
Die Krimpung verändert die Kapazität der Datenverbindung
Der M12-Steckverbinder ist hier kritischer als eine abgeglichen Sub-D-Steckverbindung
Auswirkende Reflexionen
Augendiagramm
Signalveränderung
Im Labor generierter Störpegel
mit Messaufbau
Spektrum des Profibussignals
K1 = 6 MHz
Grundwelle;
Schwerpunktfrequenz
K3 = 18 MHz 3.
Oberwelle
K5 = 30 MHz 5.
Oberwelle
K5 = 42 MHz 7.
Oberwelle
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